Organisationspädagogik studieren

Organisationspädagogik studieren (*)

Die wissenschaftliche Ausbildung in Organisationspädagogik befasst sich mit der organisationalen Verfasstheit pädagogischer Prozesse und der pädagogischen Verfasstheit organisationaler Prozesse.

In der wissenschaftlichen Ausbildung in Organisationspädagogik wird eine pädagogisch-professionelle und engagiert-denkende Haltung angeeignet, die Normen-, Struktur- und Selbstreflexivität im Sinne einer pädagogischen Verantwortung verbindet.

Die wissenschaftliche organisationspädagogische Reflexion beginnt bei pädagogischen Theorien und Begriffen und blickt von da auf organisationsbezogene Phänomene und Begriffe (Führung, Qualität, Projekt etc.).

Der Schwerpunkt Organisationspädagogik im Master Pädagogik

Ausgangspunkte und inhaltliche Gestaltung

Organisationspädagogisches Denken und organisationspädagogische Praxis sind verwickelt in gesellschaftliche Transformationsprozesse und kulturelle symbolische Ordnungen.

Erziehungswissenschaftliche Begriffe und Grundfragen werden in einer historisch-systematischen Auseinandersetzung mit Blick auf ihre organisationspädagogische Relevanz geprüft und Forschungsparadigmen einer kritisch-pragmatischen Reflexion unterzogen.

Der Einbezug historischer, philosophischer, soziologischer, wirtschaftswissenschaftlicher und kulturwissenschaftlicher Standpunkte soll die Vielfalt der Diskurspositionen zugänglich machen und Möglichkeiten und Grenzen organisationspädagogischer Wissensproduktion in einer produktiven Auseinandersetzung deutlich machen.

Pädagogische Prozesse sind Teil einer unterschiedlich machtförmig vollzogenen De-Institutionalisierung.

Eine organisationstheoretisch informierte Perspektive auf Erziehung, Bildung und Wissensvermittlung sensibilisiert nicht nur für die institutionellen und organisationalen Bedingungen pädagogischer Prozesse, sondern auch für die stete Funktionsveränderung von Organisationen hinsichtlich expliziter oder implizier Bildungs- und Wissensvermittlungsaufträge im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen.

Lern- und Bildungsprozesse sind organisational verfasst.

Die Verbindung lern-, bildungs- und organisationstheoretischer Perspektiven führt die Relevanz vor Augen, Organisationen nicht nur als Kontexte, sondern auch als Akteure des Lernens sowie als Arenen der Ermöglichung und/oder Verhinderung des Lernens zu begreifen.

Bezüglich der Erschließung der Themenkomplexe organisationales Lernen, lebenslanges Lernen, betriebliche Weiterbildung, Transformation der Arbeitswelt interessiert aus organisationspädagogischer Perspektive daher immer die doppelte Frage, wie und unter welchen Bedingungen Menschen in organisationalen Kontexten lernen und wie Organisationen sich als pädagogische Lern- und Lebenswelten so gestalten, dass sie die notwendigen Lernprozesse fördern. Kritisch-kulturwissenschaftlich gilt es dabei die Frage mitzuführen, inwiefern in diesen organisationalen Lernprozessen Autonomie der beteiligten Akteure verhindert, riskiert oder ermöglicht wird.

Das Theorie-Praxis-Verhältnis der Organisationspädagogik als dialektisches Problem.

Anhand empirischer Forschungsbefunde im Bereich Organisationsentwicklung und anhand von Praxiserfahrungen der Studierenden stehen hier Fragen der organisationspädagogischen Professionalisierung, die Diskussion der gesellschaftlichen Verantwortung organisationspädagogischer Wissensproduktion und der Ausbau von Organisationsentwicklung als pädagogisches Arbeitsfeld im Zentrum.

Organisationspädagog*innen… (*)

  • fokussieren in ihrem Handeln die Verbesserung der organisationalen Bedingungen und Möglichkeiten menschlichen Lebens und Lernens.
  • gestalten Bildungs-, Lern- und Entwicklungsprozesse in, von und zwischen Organisationen zukunftsorientiert, ergebnisoffen und partizipativ.
  • sind sich gesellschaftlicher, organisationsstruktureller und -kultureller Bedingungen bewusst.
  • sind sich bewusst, dass sie nicht normfrei handeln, sondern dass sie Werte und Normen reproduzieren, kreieren und verändern.
  • agieren (selbst)reflexiv und fördern individuelle und kollektive Reflexivität von und in Organisationen.

(*)  Standortübergreifender Konsens entstanden auf dem Workshop „Wissenschaftliche Ausbildung in der Organisationspädagogik“ der Sektion Organisationspädagogik am 18. Oktober 2019 in Erlangen. Sie wurden für diese Darstellung geringfügig überarbeitet. Folgende Vertreter*innen der Hochschulstandorte nahmen an dem Workshop teil:

Erlangen-Nürnberg: Nicolas Engel, Michael Göhlich, Ines Sausele-Bayer; Hannover: Navina Schilling; Hildesheim: Inga Truschkat; Linz: Claudia Fahrenwald; Kiel: Adrian Beutler, Anja Mensching; Koblenz: Henning Pätzold; Marburg: Susanne Maria Weber; Trier: Andreas Schröer